Leserbericht: Wer zuletzt lacht, lacht am Besten

Wie man denkt, ist es verkehrt. Ich war immer davon überzeugt, dass ich recht smart bin und man mich nur schwer bis gar nicht reinlegen könnte.

Leserbericht: Wer zuletzt lacht, lacht am Besten

Ich musste immer wieder grinsen, wenn ich von Leuten hörte, denen beim Fragen nach dem Weg die Geldbörse gestohlen wurde. Auch von den erbärmlichen Versuchen mancher ihre Versicherungen zu betrügen und dabei mehr als ungeschickt vorzugehen, verblüfften mich immer wieder. Aber wie heißt es so schön, hochmut kommt vor dem Fall. Und eines kann ich versichern, ab diesem Zeitpunkt holte ich mir nur noch Ratschläge von guten Freunden und bin daraufhin zum Schlüsselnotdienst Münster gewechselt.

Aber nun zum eigentlichen Geschehen. Es war ein sonniger Sonntagmorgen und mein Mann und ich waren zum Brunchen mit Freunden verabredet. Wie immer hetzten wir zu spät aus der Wohnung und zogen hinter uns die Tür zu. Als ich abschließen wollte, bemerkte ich, dass mein Schlüssel nicht in meiner Tasche war. Er musste noch in der Wohnung sein und wenn das der Fall war, dann steckte er von der anderen Seite im Schloss. Der Zweitschlüssel bei der Nachbarin half also nicht weiter. Ein Schlüsseldienst musste her.

Übers Smartphone fand ich rasch ein paar Anbieter und rief den erst besten an. Die Frau am anderen Ende schien nett und konnte mir auch gleich Festpreise für Anfahrt und eine normale Türöffnung nennen. Sie versicherte mir, dass es bei zugezogenen Türen einfach sei, diese zu öffnen. Einen Stundenpreis für eventuelle Komplikationen nannte sie mir auch. Ich willigte ein und sie schickte einen ihrer Mitarbeiter los.

Eine ganze Stunde später kam endlich jemand. Es war aber nicht der gerufene Schlüsseldienst, sondern lediglich eine Partnerfirma. Der Name am Auto war ein völlig anderer und es handelte sich um ein Unternehmen aus Steinfurt, welches nur an die Telefonzentrale des gerufenen Schlüsselnotdienstes angeschlossen war. Der Vorabvertrag, den der Mann bei sich hatte, sah soweit in Ordnung aus, die Kosten waren wie zuvor vereinbart. Wir willigten also ein.

Der Monteur machte sich sofort an der Tür zu schaffen und nach einigen Sekunden war sie bereits offen. Unsere Erleichterung blieb jedoch nicht von Dauer. Denn als der Mann eine drei in das Stundenfeld schrieb, konnten wir es nicht fassen. Wir hatten extra ortsansässigen Schlüsselnotdienst gerufen. Dass er nun aus Steinfurt kommen musste, war nicht unsere Schuld und für stockenden Verkehr bei der Anfahrt obendrauf zubezahlen, das war uns zuviel. Zudem dauert die Türöffnung nur wenige Sekunden, dafür konnte man kaum eine ganze Arbeitsstunde berechnen.

Ich weigerte mich, diese Unverschämtheit zu bezahlen und versuchte dabei möglichst ruhig zu bleiben. Der Monteur drohte sofort mit Polizei, falls wir nicht zahlen und ich drohte mit selbiger zurück. Als nächste Frechheit wollte er auch noch die Wartezeit mit auf die Rechnung zu setzen. Da wir uns das jedoch nicht gefallen lassen wollten, riefen wir sie trotzdem.

Eine Weile stand der Polizist vor mir und ich musste ihm die Hälfte des Geldes für die ausstehende Rechnung übergeben. Der Monteur bestand auf die volle Zahlung, aber ich weigerte mich. Sollte er den Rest doch einklagen. Wohl wissend im Unrecht zu sein, tat er dies natürlich nicht, aber wir.

Eine Anzeige wegen Betruges war die Folge, über dessen Bearbeitung bei der Staatsanwaltschaft wir schockiert waren. Sie wurde einfach und „ohne weitere Ermittlungen“ eingestellt. Laut offiziellem Schreiben bestünde kein „öffentliches Interesse“. Dass die Öffentlichkeit ein solch dreistes Verhalten nicht interessiert, konnte ich nun wirklich nicht glauben.

Die Sache ist nun ca. zwei Jahre her und seit seither lese ich immer öfter von betrügerischen Firmen, die die Not anderer brutal ausnutzen. Mittlerweile ist mir mein Grinsen beim Lesen jedoch gehörig vergangen.